Wenn im Herbst die Eichen ihre Früchte fallen lassen, ist der Boden vieler Weiden übersät mit Eicheln.
Für uns Menschen symbolisieren sie Stärke, Wachstum und Beständigkeit, für Pferde bergen sie jedoch sowohl Nutzen als auch Gefahr.
Die Eichel – Frucht der Eiche
Die Eiche (Quercus robur) ist ein uralter Baum, der in der Heilkunde für Mensch und Tier eine wichtige Rolle spielt.
Ihre Rinde wird wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts traditionell bei Entzündungen, Hautproblemen oder Durchfall verwendet.
Auch die Eichel selbst enthält viele Gerbstoffe, aber auch Bitterstoffe, Stärke und wertvolle Mineralien.
Früher wurde sie in kleinen Mengen als Futterzusatz genutzt: getrocknet, geröstet oder gekocht.
Doch wie so oft in der Pflanzenwelt gilt:
Die Dosis macht das Heilmittel oder das Gift.
Wann die Eichel giftig wird
Frische, unreife Eicheln enthalten besonders viele Gerbstoffe (Tannine).
Diese können die Schleimhäute von Magen und Darm stark reizen und zu Koliken, Durchfall, Appetitlosigkeit oder Nierenschäden führen.
Besonders gefährdet sind Pferde, die auf einer Herbstweide mit vielen Eicheln oder Eichenlaub grasen.
Symptome einer Eichelvergiftung beim Pferd:
- Mattigkeit, Apathie
- Kolikähnliche Schmerzen
- Dunkler Urin
- Anschwellen von Beinen oder Bauch
- Verstopfung oder blutiger Durchfall
In solchen Fällen sollte sofort tierärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Kleine Mengen, manchmal heilkräftig
Richtig aufbereitet kann die Eichel jedoch auch heilende Wirkung entfalten.
In der Volksheilkunde wurde sie bei Tieren mit chronischem Durchfall oder Reizdarm eingesetzt, allerdings immer getrocknet, geröstet oder gekocht und nur in winzigen Mengen.
Durch das Erhitzen werden viele Gerbstoffe abgebaut, sodass nur die mild zusammenziehende und beruhigende Wirkung auf den Verdauungstrakt bleibt.
Wenn zu viel Eiweiß die Balance stört
Gerbstoffe, wie sie in der Eichel enthalten sind, haben außerdem eine eiweißbindende Wirkung.
Das kann besonders dann hilfreich sein, wenn Pferde auf kurzem, jungem Gras stehen und dadurch zu viel leicht verfügbares Eiweiß aufnehmen.
In solchen Fällen kann die Eichel regulierend wirken und den Stoffwechsel sanft entlasten.
Die Eiweißbindung im Darm führt dazu, dass überschüssiges Eiweiß weniger stark in den Organismus gelangt, was Kotwasser, Blähungen oder Übersäuerung vorbeugen kann.
So wurde früher Eichenrinde oder geröstetes Eichelmehl in winzigen Mengen verwendet, um den Eiweißstoffwechsel zu harmonisieren, besonders bei Pferden, die auf saftigem Gras leicht Probleme bekommen.
Doch auch hier gilt:
Nur aufbereitete Eicheln (getrocknet, geröstet oder gekocht) und in sehr kleinen Mengen, am besten in Absprache mit einem erfahrenen Tierheilkundigen.
So zeigt sich erneut, dass die Natur immer ausgleichend wirkt, wenn wir ihr mit Achtsamkeit begegnen.
Wenn das Pferd Eicheln frisst
Instinkt oder Gefahr?
Vielleicht hast du es schon einmal beobachtet:
Beim Spaziergang bleibt dein Pferd plötzlich stehen, senkt den Kopf und knackt genüsslich ein paar Eicheln.
Viele Pferdebesitzer erschrecken dann sofort, doch nicht immer ist das gleich gefährlich.
Ein bisschen Eichel ist noch keine Vergiftung
Ein paar einzelne Eicheln unterwegs führen bei einem gesunden Pferd in der Regel nicht sofort zu einer Vergiftung.
Erst wenn über mehrere Tage größere Mengen gefressen werden, wird es kritisch.
Ein, zwei Eicheln beim Spaziergang sind meist unbedenklich, solange keine Symptome wie Kolik, Unruhe oder veränderter Kot auftreten.
Instinktives Fressen, wenn der Körper etwas sucht
Viele Pferde fressen Eicheln nicht zufällig. Manchmal steckt ein instinktives Bedürfnis dahinter.
- Ein Mineralstoffmangel, z. B. an Zink, Kupfer oder Magnesium, kann den Appetit auf Eicheln wecken.
- Auch Verdauungsprobleme können eine Rolle spielen, die Gerbstoffe der Eichel wirken zusammenziehend und regulierend, ähnlich wie bei uns Menschen schwarzer Tee.
- Oder der Körper sucht in Zeiten des Futterwechsels nach Ausgleich.
Solche Impulse sind faszinierend, zeigen aber auch, wie fein Pferde ihren Körper wahrnehmen.
Statt Eicheln kann man diese Bedürfnisse besser durch sichere pflanzliche Alternativen unterstützen, etwa mit Eichenrindentee, Heilerde oder ausgewogenen Kräutermischungen.
Neugier und Langeweile
Manche Pferde fressen Eicheln aus purer Neugier, sie probieren einfach, was die Natur bietet.
Wenn es bei einem Versuch bleibt, ist das kein Grund zur Sorge.
Frisst dein Pferd jedoch regelmäßig gezielt Eicheln, lohnt es sich, Mineralstoffversorgung und Futterqualität zu prüfen.
Was du tun kannst
- Beobachte, ob dein Pferd Eicheln regelmäßig oder nur vereinzelt frisst.
- Sammle auf der Weide herabgefallene Eicheln regelmäßig ab.
- Begrenze bei starkem Fall den Zugang zur Baumzone.
- Prüfe die Mineralstoffversorgung, manchmal steckt dahinter ein feines Ungleichgewicht.
Fazit
Die Eichel ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Pflanze zwischen Heilmittel und Gift stehen kann.
Mit Achtsamkeit, Wissen und einem wachen Blick für die Natur lässt sich ihr Nutzen erkennen und ihre Gefahr vermeiden.
Wenn dein Pferd also einmal neugierig ein paar Eicheln frisst, darfst du das als kleinen Hinweis seines Körpers verstehen, genauer hinzuschauen, nicht als Drama.
Denn wie so oft in der Kräuterkunde gilt:
Die Dosis, die Form und der Moment entscheiden und die Achtsamkeit, mit der wir hinschauen.
Tipp:
Wenn du tiefer in die Kräuterbegleitung für Pferde eintauchen möchtest, findest du in meinen Kräuterwanderungen und Beratungen viele weitere Pflanzen, die dein Pferd sanft unterstützen können.




