Die Wilde Jagd (Kurzgeschichte)

Eine kleine Rauhnachtsgeschichte

von Janet Pfeiffer für die Stadt Seelze

Es ist ein eisiger, kalter Wintermorgen als die ersten Schneeflocken die Baumspitzen berühren. Eine Schneeflocke nach der anderen legt sich auf den kleinen Wald aus Tannen und Fichten, Buchen und Birken.

Inmitten des kleinen Waldes befindet sich ein Dorf mit dem schönen Namen Selessen.

In diesem Dorf steht auch die kleine Hütte von Thea.

Thea ist ein kleines, blondes, 8 jähriges Mädchen, die im ganzen Dorf bekannt ist, weil sie nur Flausen im Kopf hat und ihr fällt immer wieder ein Schabanack ein.

Doch ihre Eltern, mit denen sie in der kleinen Hütte lebt, ermahnen sie, denn eine ganz besondere Zeit bricht an.

Die Weihnachtszeit, die Zeit zwischen den Jahren.

In dieser Zeit gelten ganz besondere Regeln.

So ist es z.B. verboten nach Weihnachten Wäsche zu waschen und diese draußen aufzuhängen, denn sonst verfangen sich die Geister der Wilden Jagd darin. So erzählt man es sich jedenfalls in Geschichten.

Thea verstand den ganzen Trubel nicht so ganz, aber die Geschichten die man erzählte, was passiert, wenn man sich nicht an die Regeln hält, waren so gruselig, dass sie immer fleißig mithalf.

So wurde in den letzten Tagen viel im Dorf gearbeitet. Es wurde Wäsche gewaschen, gefegt, Fenster geputzt und die Werkzeug und Arbeitsgeräte gut verstaut für den nächsten Frühling. Es wurde aber auch etwas geschmückt. Es wurden Kränze aus Tannen gebunden und in den Hütten aufgehangen.

Alles musste vor Weihnachten fertig sein, denn dann beginnt die nächtliche Wilde Jagd. Von Weihnachten bis zu den Heiligen drei Königen am 6. Januar zieht die Geistermeute über die Lande. 12 Nächte, die so gruselig und schön sind, dass man sie die Rauhnächte nennt.

Es ist eine sehr schöne Zeit für Thea. Thea ihre Eltern müssen nicht mehr arbeiten und haben so viel Zeit für sie. Lediglich die Kühe, Schweine und Gänse mussten versorgt werden.

Jeder überlegt sich, was er sich für das nächste Jahr wünscht. 13 Wünsche darf sich jeder wünschen und in jedem kommenden Monat sollte sich einer dieser Wünsche erfüllen. Den 13. Wunsch muss man sich selbst erfüllen.

Wenn es draußen dunkel wird, der kalte Wind um die Hütten fegt und die Wilde Jagd beginnt, kuschelt sich die ganze Familie um das Feuer, welches in mitten der Hütte lodert und erzählt sich Geschichten aus alten Zeiten.

Thea möchte so gerne einmal die Wilde Jagd beobachten. Sie stellt es sich großartig vor, wenn Odin auf seinem weißen Pferd die Geister durch die Lüfte führt, auf der Suche nach weiteren Seelen, die mit ihm reisen.

Frau Holle ganz vorne dabei, schaut ganz genau, ob die Menschen lieb und artig sind, oder frech und böse.

Kaum einer hatte sie aber bisher gesehen, denn erwischten sie einen dabei, wie man sie beobachtet, musste man mit ihnen reisen.

Auch wenn sie kaum einer zu sehen bekam, hören kann sie jeder.

Odin auf seinem großem, weißem Pferd, der die ganze Bande anführt, warnt die Menschen, so das sie sich schnell verstecken können.

Die Wilde Jagd zieht mit fürchterlichem Gerassel, heulen und jammern, ächzen und stöhnen durch die Lüfte. Über die Hütten, zwischen den Hütten hindurch, nirgends ist man draußen vor ihnen sicher.

Jeden Abend dachte Thea daran, wie es wohl wäre, die Wilde Horde mit all den Geistermenschen und Geistertieren zu sehen. Sie war so neugierig.

Thea, die jeden Tag für die Schweine verantwortlich war, hatte in den Rauhnächten eine ganz besondere Aufgabe. Jeden Nachmittag, bevor es dunkel wird schnappt sie sich einen Büschel Beifuß, entzündet es am Feuer und pustet es wieder aus. Es entsteht ganz viel Rauch. Mit dem rauchenden Beifuß geht sie nun in den Stall zu den Tieren und bleibt dort so lange, bis der Büschel nicht mehr raucht. Das soll die Tiere vor den Geistern beschützen. Im Stall hatte Thea immer ihre Ruhe und genug Zeit sich den nächsten Schabanack auszudenken. Es dauerte nicht lange und so hatte sie eine wirklich tollkühne Idee gefunden.

Heute Abend war es so weit. Sie versucht es erneut, trotz aller Warnung ihrer Eltern.

Sie schleicht sich vom Feuer weg, während ihre Mama gerade eine Geschichte über eine Schneeflocke erzählt und will gerade das Fenster öffnen um heraus sehen zu, als ihr Papa ihr an der Schulter packt und zurück zieht.

Er schimpft ganz doll mit Thea, wusste Thea doch ganz genau das sie das nicht durfte. Aber sie war so neugierig und konnte nicht glauben, dass wenn man die Wilde Jagd absichtlich beobachtet, dass einem dann der Kopf so dolle anschwillt, das der Kopf nicht mehr durch das Fenster zurück passt.

Und eigentlich fand Thea das auch eine sehr Lustige Vorstellung, wie sie mit einem so großem Kopf aussehen würde.

Dieses Jahr war die Chance vertan. Ihre Eltern passten so gut auf sie auf und ließen sie keine Minute mehr allein.

Aber im nächsten Jahr, da war sich Thea sehr sicher, würde sie es wieder versuchen und ganz bestimmt auch schaffen die Wilde Jagd heimlich zu beobachten.

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